Insektenhotel

Bau eines Insektenhotels / Wildbienen
Bau eines Insektenhotels / Wildbienen

 

 

 

 

 

 

 

Keine Angst vor Wildbienen

Die Tiere sind harmlos und nutzen dem Obstanbau von Volker Junck Bremen.

Nun geht das wieder los. Dieter Rudolph vom Imkerverein Bremen ist es gewohnt, dass ihn und seine Mitstreiter um diese Zeit etliche Hilferufe erreichen: “In unserer Garage sind Bienen, was soll ich machen?” Oder so ähnlich. Die Saison der Wildbienen ist eröffnet und mit ihr die Angst vor den summenden Hautflüglern.
Rudolph kann den Anrufern nur immer wieder versichern, dass Wildbienen im Gegensatz zu Honigbienen oder Wespen keine Völker bilden und als Singles ziemlich harmlos sind. Die meisten Arten haben nicht einmal einen Stachel, und wenn doch, wird kein Gift gespritzt, das schmerzhafte Entzündungen auslöst. Für viele Stadtmenschen ist es trotzdem ein umheimliches Gefühl, von Bienen umschwirrt zu werden. Imker raten, sie in Ruhe zu lassen, wenn sie nicht gerade im Schlafzimmer heimisch sind – oder ihnen ein Bienenhotel als Herberge zu spendieren. Denn ob naturnaher Gärtner, Landwirt oder erholungssuchender Spaziergänger: Alle profitieren von den nützlichen Insekten, ohne deren Mitwirkung viele Blumen verschwänden oder Obstbäume ohne Früchte blieben.

Von den 508 in Deutschland bekannten Bienenarten sind in Bremen etwa 150 heimisch, wie eine zehnjährige Zählung im Bürgerpark ergab. Genauso vielfältig wie ihr Aussehen nach Millionen von Jahren der evolutionären Entwicklung sind ihre Lebensgewohnheiten und Unterkünfte. Die Erscheinungsformen reichen von winzig klein bis zu richtigen Brummern. Die Familie der Fruchtbienen ist allein in Deutschland mit 111 Arten vertreten.
Sie siedeln einzeln oder in losen Schlafgemeinschaften eigentlich überall, wo sich ein geschützter Hohlraum findet: hinter Balken und Brettern, in Mauerritzen, sogar in Türschlössern, in Baumstämmen, Lehmwänden, leeren Schneckenhäusern, Erdlöchern oder Bambus- und Binsenröhren. In denen legen die Weibchen der bei uns weit verbreiteten Mauerbienen von März bis Juni ihre Eier in Einzelzellen ab – mit einem Nahrungsdepot für die heranwachsende Larve. Lange rätselten Bienenforscher, warum sich vor der Brutzelle eine Leerzelle befindet – bis
jemand darauf kam, dass dies ein Trick ist, um pickende Meisen zu täuschen.

Gut gebuchtes Bienenhotel.
Vor zwei Jahren eröffnete der Imkerverein Bremen von 1875 an seinem Lehrstand im Lür-Kropp-Hof ein Bienenhotel, das seitdem gut belegt ist. Dietmar Heine demonstriert die Bauweise mit Bambusröhren in Katzenfutterdosen oder Bohrlöchern in Eichen- und Buchenstämmen. Im Verein ist er Obmann für die Bienenweide, also Spezialist für die Nahrung der Sechsfüßler. Er zeigt sprießende Weidenröschen, Bienenwell, Blutweiderich, Glockenblume, Kugeldistel oder Weberkade, die nun ihre Blüten austreiben. Von Tag zu Tag wächst das Angebot an Nektar und Pollen, weshalb auch der Flugbetrieb ständig zunimmt.
Überall schwirren sie von Blüte zu Blüte und befruchten diese beim Nahrungsammeln. Manche Arten sind nicht wählerisch und laben sich an Sträuchern, Obstbäumen oder Feldfrüchten. Andere wiederum haben sich spezialisiert – wie eine Unterart der Seidenbiene, die auf Efeublüten steht. Mit der zunehmenden Bedrohung der Honigbiene durch Milben wird die Wildbiene immer wichtiger für den Obstanbau und dort auch kommerziell eingesetzt. Wissenschaftler in den USA haben ermittelt, dass eine Pelzbiene in ihrem sechswöchigen Sammelzyklus bis zu 340000 Blüten aufsucht und damit das Zehnfache einer fleißigen Honigbiene schafft. Denen ist der lange Winter gar nicht gut bekommen. Nach dem Verlust von 19 Prozent aller Völker im Bundesschnitt schlagen die Imker Alarm. Eine Ausnahme, auch für Bremen, bildet der Lehrstand im Lür-Kropp-Hof in Oberneuland, der kein einziges Volk verloren hat. Dieter Rudolph, Vorsitzender des Vereins: “Der noch reichlich vorhandene Honig in den Waben beweist, dass die Völker trotz des langen Frostes noch genügend Nahrung hatten.”
Informationen, auch zum Bau von Wildbienenhotels, unter
www.bremer-imker.de oder unter Telefon 251311.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: KAS Bremen Süd Seite: 11 Datum: 09.05.2010
E-Paper der Bremer Tageszeitungen vom 09.05.2010 Seite 1 von 1
http://epaper.weser-kurier.de/artikel_txt.php?OBJ_ID=5856531&pObjektId=199&pAusgabeKurz… 10.05.2010